25AWX_Banner_Inspiration_V7.png
SERIES

A CONSCIOUS TOMORROW: Ein Zufluchtsort fürs Leben: Wasser, Vögel und Säugetiere

Erscheinungsdatum: 04.11.2025

Dieser Artikel ist eine übersetzte Bearbeitung des Textes des Originalautors, Marta Rodríguez Bosch

Ein Wasserreservoir, das gleichzeitig als „Baum“ für Vögel und Säugetiere dient: Dieses Projekt befindet sich in einem Wald nordöstlich der Stadt Luxemburg und trägt die Handschrift des spanischen Architekturbüros Temperaturas Extremas Arquitectos + Adelino Magalhães Asociados aus Madrid. Die Präsenz des vom Stadtrat geförderten Wasserspeichers mitten im Eichen- und Ahornwald ist bemerkenswert. Denn er fügt sich gleichzeitig harmonisch in die natürliche Umgebung ein.

1a RefugioAves AND0178-imagenes_04.jpg
©

Miguel Fernández Galiano

1 REfugioAves AND0178-.jpg
©

Miguel Fernández Galiano

Das neue Vogel- und Säugetierheim mit Wasserreservoir wurde vom Architekturbüro Temperaturas Extremas Arquitectos + Adelino Magalhães Asociados entworfen.

Während ihrer Wanderungen haben Wanderfalken und Mauersegler damit einen neuen Unterschlupf in einem Wald im mitteleuropäischen Natura-2000-Netzwerk gefunden. Ursprünglich war das Gebäude als Wasserinfrastruktur konzipiert: ein 1.000 Kubikmeter fassender und 50 Meter hoher Sammelbehälter, der in einer geschützten Waldlichtung neben dem benachbarten Luxemburger Stadtteil Kirchberg entstehen sollte. Während der Planungsphase schlugen die Verantwortlichen jedoch vor, den Turm in einen Zufluchtsort für Vögel und Säugetiere umzuwandeln. Dieser Vorschlag wurde schließlich in den endgültigen Entwurf aufgenommen. „Dies ist der erste Wasserturm, der ein System integriert, das unter architektonischen, ornithologischen und botanischen Gesichtspunkten untersucht wurde. Er soll eine echte Lösung für die Unterkünfte und Nester verschiedener Arten bieten und diese miteinander kompatibel machen“, erklärt ein Sprecher von Temperaturas Extremas Arquitectos.

Das Design basiert einerseits auf der Vertikalität der Türme und andererseits auf einem kreisförmigen Grundriss, der sich harmonisch in den Wald einfügt. Tatsächlich gingen die Autoren des Projekts von der Prämisse aus, die Infrastruktur „in einen weiteren Baum im Wald“ zu verwandeln. Im Zuge dessen und um die visuelle Wirkung des technischen Bauwerks zu abzufedern, wurde der Turm in zwei unterschiedliche Volumina unterteilt. Ein Zylinder besteht aus rauem Fertigbeton und versucht sich an die Texturen des Waldes anzugleichen. In diesem ersten Zylinder befinden sich Nester für Vögel wie Schwalben und Wanderfalken, die entsprechend ausgerichtet und in geeigneten Höhen platziert sind.

2Refugio Aves AND0178.jpg
©

TEA

Ornithologen und Ökologen arbeiteten gemeinsam an der Gestaltung des Rückzugsgebiets in Form des Sammelbehälters, um die Artenvielfalt durch strategisch integrierte Nistplätze zu fördern.

Der zweite Baukörper ist mit unbehandelten Lärchenholzlatten und Kork verkleidet. Er weist versetzte Fragmente auf und bildet eine durchlässige Haut, die von Vegetation besiedelt werden kann und Fledermäusen Schutz bietet. „Dieses Projekt ist eine Gelegenheit zu verstehen, dass es möglich ist, äußerst umweltfreundliche Architektur zu schaffen. Wir leben in einer Zeit, in der uns Architektur als ‚mehr als menschlich‘ präsentiert wird“, sagen Temperaturas Extremas Arquitectos.

Darüber hinaus verbessern die Holzlatten und der Kork die thermische Effizienz. So sind Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen die Leitgedanken des Projekts. Die Vegetationsdecke absorbiert das Regenwasser, filtert es in die nahe gelegene Lagune und reduziert so die Auswirkungen des Oberflächenabflusses. Auf diese Weise wird die Wassersammlung und -bewirtschaftung optimiert. Ebenso bestehen die Außenpflasterung und der Zugangsbereich aus verdichtetem Erdreich, um die Aufnahme und Filterung von Wasser im natürlichen Boden zu erleichtern.

3a RefugioAves AND0178.jpg
©

Miguel Fernández Galiano

3 RefugioAves AND0178-imagenes_02.jpg
©

Miguel Fernández Galiano

Die Holzlatten bieten Platz für Fledermäuse, eine Schlüsselart für die Regeneration des Waldes. So können sie sich fortpflanzen und ausruhen.

„Dieser Ansatz“, betonen die Architekten, „macht die Infrastruktur zu einem aktiven Akteur im Ökosystem, der nicht nur eine Verschlechterung der Umwelt verhindert, sondern diese auch bereichert.“ Mit dem Projekt „Bird and Mammal Shelter and Water Reservoir“ wollen sie das Konzept der Infrastruktur neu definieren. Sie zeigen, dass ein technisches Gebäude zu einem Instrument der ökologischen Regeneration werden kann. Das Projekt befasst sich nicht nur mit der Effizienz der Wasserwirtschaft, sondern setzt auch einen neuen Standard für nachhaltige Infrastruktur, bei der Architektur und Natur im Einklang miteinander existieren. „Kurz gesagt“, so ihr Fazit, „entsteht ein streng kontextbezogenes Projekt, das Hand in Hand mit der Natur geht. Es hinterlässt ein reproduzierbares Vermächtnis für zukünftige Eingriffe in geschützte Umgebungen und zeigt, dass Architektur eine Brücke zwischen Technologie und Biodiversität sein kann.“

Obwohl Wassertürme eine seit der Antike existierende Infrastruktur sind, wurde ihre moderne Nutzung für öffentliche Druckwassersysteme erst im 19. Jahrhundert entwickelt. Zu dieser Zeit und während der Jahrhundertwende zeichnete sich ihre Architektur durch einen ornamentalen Stil aus, der mit dem großen Boom der angewandten Keramikkunst verbunden war. Später stellten Wassertürme ihre eigene Technik zur Schau - bis heute, in dem die Partnerschaft zwischen Wasser als Quelle des Lebens und einer Infrastruktur, die den Umweltschutz und die Biodiversität von Tier- und Pflanzenwelt fördert, in den Vordergrund getreten ist.

4 RefugioAves AND0178-imagenes_05.jpg
©

TEA

Die neue Infrastruktur befindet sich in einem Wald neben dem Stadtteil Kirchberg in Luxemburg.

Als Gewinner eines der CSCAE 2025 Architecture Awards in der Kategorie „New Bauhaus Award“ hebt die Jury das Vogel- und Säugetierheim sowie das Wasserdepot in Luxemburg als ein Werk hervor, „das sich durch die Einzigartigkeit des architektonischen Elements auszeichnet und eine angemessene Koexistenz, Respekt und Integration mit der natürlichen Umgebung gewährleistet. Mit seinem auffälligen Design, das sich in den Wald einfügt und die Biodiversität fördert, zeigt es, dass Architektur gleichzeitig Stütze, Skulptur und Zufluchtsort für Leben sein kann.“ Diese vom CSCAE – Consejo Superior de los Colegios de Arquitectos de España (Oberster Rat der Architektenkammern Spaniens) – ausgelobten Preise konzentrieren sich auf die Rolle der Architektur bei der Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie unterstreichen auch das Engagement ihrer Urheber für das Gemeinwohl und die Nachhaltigkeit in einer dreifachen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimension. Dabei werden Innovation, Inklusion und Qualität im Design als Säulen des Neuen Europäischen Bauhauses miteinander verbunden.

5 Refugio Aves AND0178-.jpg
©

TEA

Die neue Infrastruktur entspricht dem aktuellen Konzept der „more than human“-Architektur.

SCHLIESSEN

NACHRICHT SENDEN
0/500 Zeichen